Leben im Atelier: Drucktag
Nach den sonnigen Tagen dieses wunderschönen Vorfrühlings hat sich jetzt wieder Regen und bedeckter Himmel durchgesetzt – wie geschaffen für ein gemütliches Wochenende „im Atelier“.
Fotografie hat für mich zwei Seiten: das Arbeiten „draußen“, on location. Das ist Erleben, Abenteuer, Umsetzung von Bildideen vor Ort. Im Kundenauftrag oder aus Eigeninitiative. Am liebsten bin ich da, wo es wirklich aufregend zugeht, an spannenden Orten, visuell und vom Erlebnis her hinreißend und herausfordernd.
Und es gibt das Arbeiten „drinnen“. In der digitalen Welt gehört natürlich das Fertigmachen und Ausgestalten der Bilder dazu, das Exportieren der RAWs und der Versand der Bilder an den Kunden. Das ist die Pflicht. Die Kür ist dann das Arbeiten und Leben mit den Bildern, und da gehört der Print in meinen Augen einfach dazu.
Zu s/w-Zeiten gehörte die Ausbelichtung zwingend zum Prozess der Bildschaffung. Ein Negativ war noch kein Bild. Ein Kontaktabzug erst ein erster Schritt für das Editing der Bilder. Und dann die Vergrößerung im Labor, erst danach war der Prozess abgeschlossen.
Viele Fotografen schenken sich diese vollständige Kette und lassen die Papierwerdung eines Fotos einfach weg. In den ersten Jahren der digitalen Fotografie habe ich das auch so gemacht, aber irgendwann kam die Sehnsucht wieder, mit Drucken an der Wand und in der Hand leben zu wollen. Seitdem habe ich wieder ein Fotolabor, das allerdings viel kleiner geworden ist und bei dem nun „Epson“ drauf steht.
Heute ist also großer „Drucktag“. Mein 2014er „Rechenschaftsbuch“ muss dringend angefangen werden, damit ich nicht zu sehr ins Hintertreffen gerate. Ich will auch eine neue Portfolio-Mappe mit aktuellen Bildern machen. Ein Rheinschiff-Kalender muss verschickt (und verpackt) und der Entwurf einer Hängung beurteilt werden, CDs brauchen Cover… Es macht Spaß, mit Papier zu arbeiten! 🙂
Natürlich drucke ich nicht jedes Foto. Aber zumindest von jeder Produktion ein Bild. Das ist die kommerzielle Seite. Und von den Bildern, die aus eigenem Antrieb entstanden, drucke ich ausgewählte Motive ebenfalls aus. Die Prints sammle ich auf verschiedenen Stapeln, ordne sie Themen und Schwerpunkten zu und hoffe, dass im Laufe der Zeit daraus jeweils ein „Buch“ wird, eine abgeschlossene Serie, die aussagestark ist. Bilder ohne besonderes Thema landen auf einem eigenen Stapel – mein visuelles Tagebuch. Einfach eine Chronik in Bildern.
Apropos Bücher: Seit 2011 printe ich von jedem kommerziell motivierten Job mindestens ein Foto. Nachdem ich den Stapel des vergangenen Jahres vor einiger Zeit endlich zum Buchbinder gebracht habe, ist der Produktionsbericht 2013 nun endlich fertig und liegt als schönes gebundenes Buch vor:
Das ist immer ein klasse Gefühl. Beim Durchblättern erinnert man sich an die Highlights des vergangenen Jahres (und natürlich auch an die weniger ersprießlichen Tage), man sieht eine Bilanz des beruflichen Lebens zwischen zwei Buchdeckeln. Hat sich die Mühe gelohnt? Ich sehe es so. 2013 war ein gutes Jahr.
Bisher habe ich diese Bilder immer auf Epson „Matte Paper – Heavyweight“ gedruckt; nicht, weil ich dieses Papier so besonders herausragend finde, aber es ist das einzige meines Wissens fototaugliche Papier, das ein Buchbinder klassisch binden kann und das dennoch eine gute Druckqualität bietet. Ab 2014 will ich es aber dennoch anders machen und setze nun auf 300g-starke Papiere, die mit Glossy-Tinten bedruckt werden können (und eine Baryt-änhnliche Qualität aufweisen). Die Druckqualität ist viel besser, die Schwärzen tiefer, die Zwischentöne ausdifferenzierter und das Papier von einer wunderbaren Haptik. Allerdings lässt sich dieses Papier nicht mehr binden.
Stattdessen entwickelt mein Buchbinder gerade eine Leinen-Kassette, in die die Blätter dann lose gelegt werden können: Ebenfalls eine schöne Form der Präsentation! Damit gehe ich bei den Drucken nun keine Kompromisse mehr ein, die Ergebnisse sind erstklassig und erinnern in ihrer haptischen und optischen Qualität sehr an die Ergebnisse der Laborarbeit früher. Sie bereichern das Leben eines Fotografen sehr.
„The truth is in the print“, sagte mir mein leider viel zu früh verstorbener Fotografenfreund Martin Offermanns einmal. Und hatte Recht damit. Aber im Druck zeigt sich nicht nur die Wahrheit eines Bildes. Der fertige Druck weckt auch eine Freude, die es sonst nicht gäbe.