Größenverhältnisse Leica M9 vs. Canon 1D Mk III

Leica M9 – ein subjektiver Erfahrungsbericht (1 of 3)

Ein subjektiver Erfahrungsbericht, eine Annäherung an eine Legende und Erkenntnisse darüber, warum Kleinbild irgendwie doch Leica ist. Part 1 of 3.

Was treibt einen Berufsfotografen mit Schwerpunkt Zukunftsthemen, Industrie- und Businessfotografie dazu, sich mit einer Leica M9 auseinander zu setzen? In meinem Beruf sind digitale Kleinbild-Spiegelreflexkameras Standard, und natürlich nutze ich diese Geräte täglich für alle anfallenden Aufgaben. Und schleppe meist klaglos meine 15-Kilogramm-Fototasche (und die 30 kg Licht) zum Einsatzort. Und meine beiden Canonen machen ihren Job gut und mit der erreichbaren Qualität sind nicht nur ich, sondern auch die Agenturen und Kunden mehr als zufrieden.

Eine Kamera für immer dabei
Doch gehöre ich zu den Fotografen, die ihre Leidenschaft für das Bildermachen nicht Freitag Nachmittag an der Garderobe abgeben und erst am Montag wieder hervorkramen. Neben meinen beruflichen Engagements bin ich auch in meiner Freizeit Fotograf, versuche es jedenfalls so oft wie möglich – und benötige folglich auch für die umsatzfreien Zeiten im Leben eine Kamera.
Das sind derzeit ganz selbstverständlich meine beiden Spiegelreflexkameras – doch wie ich zugeben muss, geschieht dies immer mehr sozusagen gegen meinen Willen. Zunehmend habe ich immer weniger Lust, die großen und sperrigen DSLRs mitzunehmen und privat damit zu fotografieren. Dabei ist es nicht so, dass ich diese Kameras nicht mehr gerne in der Hand halte. Das tue ich durchaus, und eine 1D MK III mit angesetztem 28mm Objektiv fühlt sich nach wie vor richtig gut an und ist ein Handschmeichler. Sie passt jedoch nicht in eine Jackentasche, ich kann sie nicht im Handschuhfach transportieren oder einfach in die Aktentasche stopfen. Und das stört mich. Das möchte ich gerne ändern.

Größenverhältnisse Leica M9 vs. Canon 1D Mk III

Größenverhältnisse Leica M9 vs. Canon 1D Mk III

Links meine bisherige „Freizeitkamera“: Eine EOS 1 D Mk III mit angesetztem 28mm-Objektiv, was ungefähr einem 35mm KB-Äquivalent entspricht. Rechts die Leica: ganz schön klein, knuffiges Objektiv, aber trotzdem richtig schwer.
Leider erfüllt keine der kompakten Kameras des Weltmarktes meine Wünsche in Sachen Handling und Bildqualität. Denn neben kleinem Packmaß soll diese Immer-dabei-Kamera dennoch qualitativ top sein, ein lichtstarkes Objektiv besitzen und darüber hinaus auch bei hohen ISO-Zahlen gute Ergebnisse bringen. Und Spaß machen! Zu analogen Zeiten wäre das gar kein Problem gewesen, eine Vielzahl von guten Sucherkameras hätte hier Abhilfe geschaffen, eine Rollei 35 fällt mir ein, eine Minox – tja, oder auch eine Leica natürlich!

Eine Kamera, die solche Ansprüche zu erfüllen antritt, war in der digitalen Welt bis vor kurzem einfach nicht zu haben. Die ganzen „Kompakten“ scheiden wegen ihres Miniatur-Sensors und der entsprechend schlechten Leistung bei höheren Empfindlichkeiten aus. Doch jetzt kamen einige interessante Kamerakonzepte auf den Markt, bei denen ich mich schon fast am Ziel wähnte: Olympus, Panasonic usw. boten auf einmal Modelle, die über einen „anständigen“ Chip verfügten.

Doch bei näherem Hinsehen erwies sich jedes dieser Kameras für mein Gefühl als untauglich: kein Sucher, kein nutzbarer Sucher, kein kleines Objektiv, keine lichtstarken Festbrennweiten, keine Pancakes, die ein 35mm Äquivalent schaffen, einen vernünftig schnellen Autofocus haben – oder überhaupt lieferbar sind. Und so weiter.
Solcherlei Mängel in wechselnder Kombination ließen jede der ins Auge gefassten Lösung letztlich als nicht tauglich erscheinen, zumal die Hersteller ja auch kein Taschengeld sondern richtig hohe Eurobeträge für ihre unausgereiften Kreationen sehen wollen. Zu guter Letzt holte ich mir sogar eine Canon G11 aus dem Rent. Und obwohl hier auch nur ein kleiner Chip am Werk ist, war ich von der Bildqualität durchaus angetan. Aber dennoch: mit dieser Kamera fühlt sich das Bilder-machen nicht nach Fotografieren an, sondern nach Knipsen. Und obwohl mir die Kamera äußerlich gut gefiel, habe ich sie dann ohne Bedauern wieder zurückgegeben.

Leica als Lösung?
Und so rückte letztlich die Marke Leica in mein Visier. Und das, obwohl ich ein bekennender Leica-Kritiker bin und bei Fragen nach diesem deutschen Traditionshersteller bisher immer recht bissig zurückgefragt habe, ob es um die Firma gehe, der in seiner langen Geschichte noch jeden Paradigmenwechsel verschlafen habe und sich deswegen mit Sammler-Sondereditionen für Vitrinenfotografen über Wasser halten müsse.
Doch mit der aktuellen Inkarnation der M-Sucherkameras, der M9, hat Leica nun eine Kamera im Portfolio, die die eingangs von mir erhobenen Forderungen praktisch alle zu erfüllen scheint: die Kamera bietet einen Vollformatchip mit hoher Auflösung, sie ist kombinierbar mit hervorragenden und sehr kompakten Optiken mit hoher Lichtstärke, und eine Kamera plus Festbrennweite passt gerade auch noch in eine Jackentasche, jedenfalls dann, wenn es sich um ein 35mm Objektiv handelt.
Und genau das war es ja, was mir ursprünglich vorschwebte: eine perfekte 35mm-Performance, die Bilder erzeugen kann, die im Zweifel nicht nur fürs Fotoalbum, sondern auch für eine Ausstellung taugen.
Für den Test erhielt ich von die gewünschte Kamera, sowie zwei Summarite: ein 35mm/2.5 und einem 90mm/2.5. Die Summarite sind eine relativ neue Objektivreihe und bilden innerhalb der Leica Hierarchie die preiswertere Einsteigerlinie. Nichtsdestotrotz gelten sie als mechanisch und optisch top, bieten jedoch nicht die hohen Lichtstärken ihrer teureren Pendants.

Das Paket von Leica war groß und voluminös und als ich endlich unter all dem Verpackungsmaterial die Kameraschachtel und die beiden Verpackungen mit den Objektiven gefunden hatte, stellte sich spontan erstmal so ein Art Apple-Auspack-Gefühl ein. Die Verpackung war durchdacht, liebevoll und hochwertig gemacht und gab zum guten Schluss ein Stück wertiger Opto-Elektronik preis: eine M9 mit zwei handlichen und schönen Objektiven. Feuchter Traum aller Leicaisten, die endlich digital werden wollen. Aber auch eine Kamera für mich?

Inbetriebnahme
An dieser Stelle wird nun erst einmal ein Geständnis fällig. Meine fotografische Sozialisation ist fast 100%ig die eines Spiegelreflexfotografen. Deshalb sind mir analoge kompakte Kameras wie die oben erwähnten von Namen und Erscheinungsbild zwar vertraut, aber ich habe nie wirklich damit fotografiert. Die einzige Kamera, die ich je in Benutzung hatte und die vom SLR- Konzept abwich, war eine analoge Contax TV-s, die schön kompakt und für die von mir jetzt gewünschten Zwecke eine Traumkamera wäre (bis auf die fehlende Lichtstärke), jedoch bereits mit Autofokus ausgestattet war – und natürlich noch immer mit Filmen gefüttert werden will. Kann man anno 2010 noch Messsucherfotograf werden – wenn man nie zuvor mit dieser Technik in Berührung gekommen ist? Eine spannende Frage, ich war wirklich neugierig auf meine ersten Erfahrungen dazu.

Erste Bilder mit der Leica M9. Foto: Christian Ahrens

Erste Bilder mit der Leica M9. Foto: Christian Ahrens

Doch zunächst noch einige Bemerkungen zur Inbetriebnahme der M9. Die Leica ist dankenswerterweise eine ganz einfache Kamera. Jeder Fotogaf, der mit den Grundlagen fotografischer Technik vertraut ist und schon mal einen digitalen Fotoapparat in Betrieb genommen hat, kommt sofort mit der M9 klar und ist in der Lage, Bilder sinnvoll zu belichten, auch ohne das Handbuch zu konsultieren. Die Beschränkung auf einige wenige Bedienungselemente, die Kombination aus althergebrachten Fotoprinzipien wie Blendenringe am Objektiv (die vermisse ich bei meinen Canons noch heute) und klassisch angeordneten Bedienelementen – all das lässt einen sofort vertraut werden mit dieser Kamera.
Einige wenige Funktionen, wie zum Beispiel die Belichtungskorrektur, habe ich allerdings nicht intuitiv verstanden. Wenn einem das aber nur zweimal in drei Wochen passiert, halte ich das für einen guten Schnitt. Es ist eigenartig: obwohl mir das Kameraprinzip (Messsucher) nicht geläufig ist, führt einen diese Kamera doch wieder zurück zu einem von mir als „klassisch“ empfundenen Kleinbild-Fotografieren. Meine ehrwürdige Minolta XD-7 sah von den Bedienungselementen ganz ähnlich aus, auch wenn sie eine gänzlich andere Kamera war. Vom Gefühl und vom Herzen her fühlte ich mich irgendwie „zuhause“ mit dieser M9. Mehr als ich es von meinen hocheffizienten Kameracomputern heute gewohnt war und bin.
– Der 2. Teil wird am Freitag, 27. August 2010 hier veröffentlicht –

Barcelona II, Foto: Christian Ahrens

Berufsfotografie und freies Fotografieren

Professionell fotografieren heißt fast immer: Fotografieren im Auftrag. Privat- oder Geschäftskunden, Agenturen oder Kommunikationsabteilungen sind diejenigen, die den Auftrag formulieren, ein Briefing erteilen und am Schluss die Rechnung bezahlen. Beruflich fotografieren ist daher in wesentlichen Elementen fremdbestimmt. Der Kunde entscheidet über Motive und Inhalte, und der Kunde entscheidet darüber, ob am Ende des Tages ein Lob oder ein Tadel steht. Qualität, Ästhetik und Wirksamkeit der Fotografien wird damit ganz selbstverständlich auch für den Kunden gemacht und der Fotograf unternimmt alles, um seine Bilder auf die maximale Wirkung im Kundensinne hin zu optimieren.
Der Fotograf wird gebraucht, um diese Vorstellungen umzusetzen – und auch um das Quäntchen Besonderheit, das Quentchen „Kreativität“ seiner Persönlichkeit mit in die Produktion einfließen zu lassen. Denn ohne diese künstlerische und ästhetische Qualität geht es nicht, zumindest nicht bei höherwertigen Produktionen.
Profession vs. Passion
Damit ist eigentlich auch schon ein tiefer innerer Widerspruch im Beruf des professionellen Fotografens angesprochen: er ist einerseits ein technischer und inhaltlicher Problemlöser und Produzent von Bildern, andererseits spielt das Kreative und Künstlerische eine nicht unwichtige Rolle, denn ohne dieses Element bleibt er ein reiner Techniker, seine Bildsprache würde nicht erkennbar und sein Marktwert stagnierte aus genau diesem Grund.
 Viele Berufsfotografen, insbesondere und gerade dann, wenn sie erfolgreich und gut gebucht sind, beschränken sich dennoch auf ihre professionelle Rolle und fotografieren kaum oder nie außerhalb ihres beruflichen Lebens. Oft ist dem auch ein schleichender Prozess vorausgegangen, der die freien Arbeiten oder das Fotografieren aus purem Vergnügen im Verlaufe der beruflichen Entwicklung bei zunehmendem Erfolg nach und nach verdrängt hat. Fast ohne es zu bemerken, wird so aus einem Fotografen, der seine kreativen Impulse und Ideen munter pflegt, einer, der Freitag Abend seine Fotografierleidenschaft an die Garderobe hängt und sie erst am Montag Morgen wieder herauskramt.

Barcelona I, Foto: Christian Ahrens

Barcelona I, Foto: Christian Ahrens

Und es ist ja auch wirklich so: Wenn unter der Woche zwei oder gar drei Produktionen laufen, mit Vorbereitung, Produktion, Nachbereitung, Aufbereitung der Bilder, Abliefern der Datenträger usw. usf. hat man eine gut gefüllte und anstrengende Woche. Da ist man froh, wenn am Freitag Abend das letzt Bild gemacht und die Blitzanlage wieder im Kofferraum verstaut ist. Dann am Wochenende noch mal loszuziehen, vielleicht zu den Wurzeln seiner kreativen Arbeit oder zu einem freien Projekt? Das kostet Kraft und Überwindung. Ist es aber auch notwendig?
Batterien aufladen
Das soll nicht heißen, dass man rein berufliche Fotografie nicht auch mit Passion leisten könnte. Ganz im Gegenteil, man sollte sie definitiv mit Leidenschaft und großem Einsatz für das gewählte Sujet betreiben. Doch besteht dennoch ein substantieller Unterschied zwischen einem freien Projekt oder selbstbestimmtem Fotografieren und der beruflichen Fotografie im Auftrag.
Bei ersteren fallen die hier skizzierten Beschränkungen der Auftragsfotografie einfach weg. Inhalt, Form, Ästhetik, technische Umsetzung, Ausarbeitung und Präsentation der frei fotografierten Motive unterliegen vollständig dem eigenen Ermessen, Anspruch und Geschmack. Es steht einem weiterhin frei, diese Arbeiten einfach nur für sich oder auch für eine Öffentlichkeit (Ausstellung, Veröffentlichung) zu planen. Die Motivation kann vielfältig sein: freies Fotografieren als Erholung, freies Fotografieren als Möglichkeit, seine Skills, seinen Stil und seine Ausdrucksfähigkeit zu entwickeln und zu schärfen, freies Fotografieren, um Themen zu bearbeiten, für die einfach keine Honorare zu erzielen sind, die einem aber wichtig sind. Und so weiter und so fort.
Freies Fotografieren entspannt. Es geschieht aus einer ungezwungenen Haltung heraus, es ist Frei-Zeit, Spiel – und macht Freude. Jeder kreative Fotograf trägt Themen mit sich herum, die er im Auftrag einfach nicht umsetzen kann. Da ist es ein Genuss, hin und wieder ein Bild oder eine Serie zu fotografieren, die sich diesem Thema nähert. Dies muss noch nicht einmal mit dem Anspruch geschehen, veröffentlichungsreife Ergebnisse zu produzieren.

Barcelona II, Foto: Christian Ahrens

Barcelona II, Foto: Christian Ahrens

Ich empfinde diese Form des freien Fotografierens jedenfalls als eine Chance, meine Begeisterung für die Fotografie insgesamt am Leben zu erhalten, zu vitalisieren. Es bringt Spannung und frische Neugier zurück und macht einfach Lust, immer weiter fotografisch aktiv zu bleiben. Da ist es kein Widerspruch, dass mich als Corporate- und Industriefotograf auch in meiner Freizeit Fabrikanlagen und Gewerbegebiete mit ihrer speziellen Stimmung und Atmosphäre reizen. „Shoot what you love“, sagt auch der großartige Joe McNally.
Das freie Projekt
Die anspruchsvollere Version des freien Fotografierens ist ein fotografisches Projekt, zum Beispiel, um ein bestimmtes Thema zu bearbeiten, um eine Ausstellung zu produzieren oder um die Inhalte für ein Buch zu schaffen. Hier liegen die Dinge ein wenig anders: auch wenn das Thema frei gewählt ist, geht es in diesem Kontext sehr schnell darum, einen Anspruch zu erfüllen, vor den Augen eines Publikums bestehen zu wollen und möglichst Bestleistung zu erbringen.

Barcelona III, Foto: Christian Ahrens

Barcelona III, Foto: Christian Ahrens

Ein freies Projekt ist, wie Fotografen-Consultant Martina Mettner schreibt, „eine Möglichkeit als Fotograf über sich selbst hinauszuwachsen“. Damit werden Grenzen verschoben, Ausdrucksmöglichkeiten erarbeitet und Ziele erreicht, die zu Beginn des Projektes vielleicht als unerreichbar angesehen wurden. Was ein freies Projekt für Fotografierende bedeuten kann, kann man in Mettners Buch „Wie man ein großartiger Fotograf wird“ detailliert nachlesen. Auch wenn dieses kluge und absolut lesenswerte Werk sich nicht vordringlich an Berufsfotografen wendet, bietet es zahlreiche Anregungen und Hinweise, seine eigene Fotografie auf ein neues Level zu bringen und seine Möglichkeiten im Rahmen eines freien Projektes zu entfalten.
The truth is in the print
Doch zurück zu den kleineren Brötchen. Als mir vor einigen Monaten klar wurde (nicht zuletzt unter dem Eindruck von Martina Mettner’s Buch), wie wichtig das Thema eigentlich ist, habe ich alle Bilder durchgeschaut, die ich 2009 als frei Fotografierender gemacht habe. Es waren bedauerlicherweise erstaunlich wenige. Einiges ist auf Reisen entstanden, manches an freien Nachmittagen oder Wochenendstunden, die ich nur für mich und mein Fotografieren genutzt habe. Ich versuchte, herauszufiltern, was davon Bestand hat. Und der beste Weg dafür erschien mir der zu sein, die gültigen Bilder als hochwertigen Print zu realisieren und anschließend vom Buchbinder zu einem kleinen Buch mit Auflage 1 umsetzen zu lassen.

Barcelona IV, Foto: Christian Ahrens

Barcelona IV, Foto: Christian Ahrens

Für den Druck entschied ich mich, die ausgewählten Fotografien in einem bestimmten Layout, mit Ortsangabe und Datumsstempel versehen, auf hochwertiges Hahnemühle FineArt Pearl zu drucken. Und so entstand im Laufe eines Wochenendes Blatt für Blatt eine Art visuelles Tagebuch, perfekt gedruckt auf einem haptisch wie optisch edlem Papier und streng aber rein subjektiv selektiert. Übrig geblieben sind gerade mal knapp 30 Prints aus einem ganzen Jahr, ein kleiner Stapel im Format 24 x 33 cm (ein halbes A3+).
Wenn ich das Ergebnis betrachte, freue ich mich. Die Konzentration auf die wenigen Fotografien, die hochwertige Ausarbeitung, das finale Buch, das daraus geworden ist – das ist etwas Besonderes für mich. Es ist nur ein kleines Werk entstanden, aber es steckt sehr viel darin. Und macht mir persönlich und ganz individuell einmal mehr bewusst, was es bedeutet und wie großartig es ist, Fotograf zu sein.

Dieser Beitrag ist ursprünglich auf www.fotografr.de erschienen.
Vielen Dank an Michael Kirchner, www.omori.de

Das gute alte Fotoschachtel-Bildarchiv (Bild: Christian Ahrens)

Freude am Print (part 2)

„The truth is in the print“

Leider weiß ich nicht, von welchem Fotografenkollegen dieses Zitat stammt – aber da ist sehr viel Wahrheit drin. Der rein digitale Workflow inklusive Ausgabe auf dem Monitor ist nicht das Ziel der Fotografie – und er ist trügerisch. Auch dann, wenn hochwertige Geräte verwendet werden — Profilierung hin, Softproofing her. Denn der Monitor schummelt, spielt mehr vor, als eigentlich möglich ist im Druck. Ein Monitor ist ein Durchlichtsystem, er ist brillanter und leuchtender und zeigt mehr Farben an als alles, was man realistischerweise auf Papier bringen kann. Selbst dann, wenn man beste Papiere und modernste Tinten verwendet.

So lernt der, der häufiger druckt, auch viel darüber, was eine Bilddatei am Bildschirm eigentlich aussagt (und was nicht) und was man seinen Kunden vielleicht mitunter zumutet, denen man diese Dateien zukommen lässt. Bilder mit viel Schatten, mit vielen nur schwach durchgezeichneten Partien, die aber dennoch bildwichtig sind, kommen selbst bei bester Profilierung der benutzten Geräte im Druck meist viel zu dunkel und zu undifferenziert heraus. Wer solche Fehldrucke registriert, die Bilddaten neu aufarbeitet und einen zweiten oder gar dritten Versuch benötigt, um endlich zu einem ordentlichen oder sehr guten Druckergebnis zu kommen, der hat gerade etwas über die Bildbearbeitung kritischer Motive gelernt. Und wichtige Erfahrungswerte gesammelt, die in der täglichen Arbeit weiterhelfen und die damit einen Teil dazu beitragen, seine Datenqualität zu erhöhen und letztlich ein besserer Dienstleister zu werden.

Wer viel unter ungünstigen Lichtbedingungen fotografiert, kennt das Trügerische eines Monitors auch von seiner Kamera: die großen und leuchtstarken Kameradisplays zeigen ein vermeintlich sehr gutes Ab-Bild des gerade fotografierten Motivs. Tatsache ist, dass dieses Bild in der Regel viel zu gut ist, es leuchtet selbst dann noch in angenehmen Farben und feinen Abstufungen in den Schatten, wenn die Belichtung viel zu knapp ist und 1 oder gar 2 Blendenstufen zum perfekt belichteten Foto fehlen.

Das gute alte Fotoschachtel-Bildarchiv (Bild: Christian Ahrens)

Das gute alte Fotoschachtel-Bildarchiv (Bild: Christian Ahrens)

„The truth is in the print“ meint vielleicht auch: die eigentliche Bestimmung einer Fotografie ist der Druck. Sei es der auflagenstarke Offset-Druck, das vom Dienstleister geprintete Online-Book oder der hauseigene Brot-und-Butter oder Fine-Art-Print. Die klassische dunkelkammerbasierte Negativfotografie kam ohne das vergrößerte Positiv nicht aus, es war ein zwingender Bestandteil des Workflows und der Arbeit des Fotografen. Zeit, dem gedruckten Bild wieder mehr Aufmerksamkeit zu geben und seine Eigenheiten zu verstehen. Und nicht nur in den freien Arbeiten und in den Luxusprojekten, sondern auch und gerade bei kommerziellen Werken. Zeit, sich Rechenschaft abzugeben, ob es ein fotografiertes Motiv überhaupt Wert ist, gedruckt zu werden. Zeit, den gedruckten Bildern liebevolle Zuwendung zu geben, in dem man sie in Büchern zusammenführt, in Mappen gliedert oder in Schobern für die Zukunft aufbewahrt.

– wird fortgesetzt –

Rheinschiff 06

„Rheinschiffe 2009“ abgeschlossen

In den Jahren 2008 und 2009 habe ich kontinuierlich an einer Serie gearbeitet, die nun den Titel „Rheinschiffe 2009“ trägt und die ich am heutigen Tag nun endgültig abgeschlossen habe.

Rheinschiff 06

Rheinschiff 06

Der Bilder-Zyklus „Rheinschiffe“ zeigt Fracht- und Passagierschiffe, die aus der Vogelperspektive fotografiert wurden. Durch den besonderen Standpunkt lösen sich die dreidimensionalen Zweckobjekte in Abstraktion, in Farben und Flächen auf.

Rheinschiff 07

Rheinschiff 07

Die Bilder wurden erstmals auf der „Rodenkirchener Kunstmeile“ 2009 öffentlich gezeigt. Die von Sabine Weichel kuratierte Ausstellung erwies sich dabei für mich als erfreulich erfolgreich und brachte mir viel positive Resonanz.

Rheinschiff 23

Rheinschiff 23

Für mein persönliches Archiv habe ich die Tafeln auf archivfestem matten Epson-Papier geprinted und vergangene Woche zu meinem Buchbinder gebracht (siehe auch der Beitrag über die „Freude am Print“). Ich freue mich schon darauf, das Buch in den Händen zu halten.

Wer sich die ganze Serie anschauen möchte: Bitte folgen Sie diesem Link.

Doch wie es aussieht, werde ich die Serie mit neuen Bildern fortführen. Der heutige Tag brachte schönes Wetter und den Wunsch, meine bevorzugte Brücke einmal wieder aufzusuchen. Diese Art von Fotografie besteht überwiegend aus Warten. Man steht wirklich lange dort, ehe ein halbwegs attraktives Schiff vorbeifährt. Doch hatte ich Glück: nach über einer Stunde kam dann endlich eins vorbei, das die Mühe lohnte. To be continued….

Rheinschiffe 2010, ein erstes Bild

Rheinschiffe 2010, ein erstes Bild

Rheinschiff 07

Über die Freude am Print

Ich bin ein Kind des Analogalters. Meine erste Spiegelreflex habe ich mir in den ganz frühen 80er Jahren „des vergangenen Jahrhunderts“ (wie sich das anhört!) gekauft. Und als Analogfotograf war es ganz selbstverständlich, dass das Bild auch ein Print war. Nur als Abzug konnte die Fotografie wirklich wahrgenommen und bewertet werden. Und selbst wenn man sich der Dia-Fotografie verschrieben hatte, hatte man doch immer ein stoffliches, ein haptisch-sinnlich erfahrbares Positiv in der Hand – wenn auch die wirkungsvolle Präsentation dann in der Tat kein Print mehr war, sondern eine Projektion.

Die Fotografie gehört zu meinen ganz frühen Lieben, auch wenn ich sie im Laufe der Zeit mal mehr und mal weniger intensiv betrieben habe. Und bei mir war sie ganz selbstverschtändlich schwarz-weiß, mit eigenem Labor. Das ist heute lange her; und als ich mich vor vier Jahren entschlossen habe, Berufsfotograf zu werden, war die Fotografie kaum noch analog, sie war digital.

Von der Dunkelkammer in den Hellraum

Wie sicherlich von den meisten, die diesen Wechsel miterlebt und vielleicht sogar herbeigesehnt haben, wurde die digitale Fotografie als Meilenstein und Fortschritt empfunden: der extrem schnelle Workflow, der es erlaubte, das Bild nach dem Belichten innerhalb weniger Sekunden auf einem Monitor zu begutachten, begeisterte mich. Die Tatsache, dass ich nicht mehr Stunden und Tage im Dunkel des Fotolabors zubringen musste, war wie eine Erlösung. Und das schnelle Feedback durch die Technik erlaubte zudem fröhliches Experimentieren auch im Produktivkontext.

Da geriet der Print zunächst einmal in Vergessenheit. Die ersten Jahre habe ich privat und geschäftlich praktisch ausschließlich digital bzw. „virtuell“ gearbeitet – vom belichteten Bild über die Begutachtung und Bearbeitung am Bildschirm bis hin zur Ausgabe auf CD-ROM bzw. zur Ablage auf Festplatten.

Was in den Anfängen in Ordnung war, fiel dennoch bald als Defizit auf, und so kam dann irgendwann ein Epson R2400 zu mir ins Haus, der erstklassigen Druck bei extrem hohen Tintenpreisen erlaubte (weswegen ich schnell auf die Pigmenttinten von Frank Winkler / Mediastreet auswich). Mit diesem Gerät habe ich viel gedruckt, immer mal wieder, für meine Portfoliomappen vor allem, aber auch für private Projekte oder einfach, weil ich ein Bild an der Wand hängen haben wollte. Systematisch aber eigentlich nur im kommerziellen Sinne, dahingehend, dass ich in sporadischen Abständen meine Mappe aktualisiert habe. Die fertigen Fotos wanderten mehr oder minder gut eingelagert in eine große Schublade und gerieten damit auch aus dem Blick.

Mit dem technischen Ende des R2400 (darüber möchte ich hier lieber nicht sprechen… :-() kam ein neuer Drucker ins Haus: der Epson R 3880. Eine Gewichts-, Größen- und Qualitätsklasse über dem Vorgänger angesiedelt, druckt dieser Drucker nun endlich wieder völlig problem- und fehlerlos Seite um Seite und erlaubt nun auch endlich den schnellen Wechsel zwischen glänzenden und matten Papieren.

Das Fachlabor auf dem Schreibtisch

Wenn Drucken wieder einfach Freude macht, druckt man auch mehr, und ich fing an, mich wieder intensiver mit dem Print zu befassen. Und dazu gehörte diesmal auch, die Bestände zu sichten. Wenn man so will, habe ich mich sozusagen mit meinem „Werk“ auseinander gesetzt. Dabei fiel mir manch gut fotografiertes aber schlecht gedrucktes Bild auf – und ich stellte überrascht fest, wie viele Bilder einer Serie zugeordnet werden konnten. Ich stellte außerdem fest, das das meiste von dem, was als freie Arbeit Bestand hat, auch von mir gedruckt worden war – wenn auch nicht immer sorgfältig genug oder vollständig. Und: bei manchen dieser als Print gesichteten Bilder fiel es mir richtig schwer, die dazugehörige Datei zu finden, obwohl ich mir einbilde, mein digitales Archiv einigermaßen strukturiert organisiert zu haben.

Unter dem Eindruck solcher Erlebnisse stellt man sich schon Fragen: Wird meine heutiges Aperture-Bibliothek in 20 Jahren überhaupt noch funktionieren? Auch wenn ich eine funktionierende Datensicherung betreibe – was wird allein wegen der schieren Menge von Bilddaten verlorengehen – weil ich ein bestimmtes Foto nicht mehr wiederfinde oder ich mich an die Logik meiner eigenen Ablagestrukturen nicht mehr erinnern kann. Heute sichere ich intern und extern knapp 2 Terabyte Daten. Wie sieht das in 5 Jahren aus? Oder in 10?

Mir erschien es auf einmal dringlich, zumindest die wichtigsten Arbeiten auf Papier zu „sichern“ und gleichzeitig die Freude daran wieder aufleben zu lassen. So habe ich die guten vorhandenen Prints erst einmal geordnet und in Pappschachteln verwahrt. Einige frühe Serien wie „Köln liegt am Meer“ oder meine „Rheinschiffe“ habe ich neu ausgedruckt, in einem schönen Layout und diesmal auf matten Papieren. Und bin damit zu einem hiesigen Buchbinder gegangen, der in einer wundervoll-wunderlichen Hinterhofwerkstatt in Köln arbeitet, wo alles voller Papier und Bücher ist und der mir daraus für überschaubares Geld zwei wunderbare Bücher binden wird: Mit Leineneinband, Vorseite und Prägedruck auf dem Titel.

Ich freue mich schon sehr darauf, diese Bücher fertig vor mir zu sehen, in der Hand zu halten, sie Menschen zu zeigen oder einfach auch, sie im Regal stehen zu haben. Es kommt mir ein wenig vor, wie ein Zurückkehren zum Wesen der Fotografie, zum soliden Handwerk, zur sorgfältigen Ausarbeitung und zu dem alten Exklusivprinzip: gedruckt wird nur, was es auch wert ist. Und was gedruckt wurde, hat Chancen darauf, für länger zu bestehen.

– wird fortgesetzt –

Martina Mettner: Wie man ein großartiger Fotograf wird

Buchempfehlung: Dr. Martina Mettner: Wie man ein großartiger Fotograf wird

Martina Mettner: Wie man ein großartiger Fotograf wird

Martina Mettner: Wie man ein großartiger Fotograf wird

Keine Angst, was die Fotoexpertin, ehemalige Chefredakteurin, Marktkennerin, Photoconsultant und – auch – Fotografin Martina Mettner hier vorgelegt hat, ist nicht der erneute und hoffnungslos zum Scheitern verurteilte Versuche, den Weg „vom Anfänger zum Profi“ in 10 Schritten vorzuzeichnen. Dieses Buch vermittelt keinerlei fototechnisches Wissen, versucht nicht den „gelungenen Bildaufbau“ in 2 Kapiteln zu lehren und gibt schon gar keine Kameraempfehlungen.

„Wie man ein großartiger Fotograf wird“ unternimmt etwas ganz anderes. Das Buch nimmt den Leser mit auf eine erregende Reise und zeigt einen Weg auf, wie man als Fotografierender seine Fotografie wirklich erweitern und entwickeln kann. Das Buch wendet sich vorzugsweise an Amateure (also Menschen, die die Fotografie aus Liebhaberei betreiben), was jedoch nicht heißt, dass nicht auch Berufsfotografen oder solche, die es werden wollen, die Lektüre mit Gewinn abschließen.

„Damit Fotografie als Fotografie funktioniert und Spaß macht, sollte man das Arbeitsprinzip der professionellen Fotografen kopieren, statt nur ihre Aufnahmetechnik. Dieses Arbeitsprinzip ist der Auftrag, oder, in der freien Arbeit: das Projekt“, schreibt Mettner im einleitenden Kapitel und umreißt damit die Kernthese ihres Buches: nicht teure Kameratechnik, theoretisches Wissen über Belichtungstechnik oder Bildaufbau bringen einen als Fotografierenden weiter, sondern vielmehr die erfolgreiche Durchführung eines fotografischen Projektes: von der Themenfindung über das Fotografieren selbst bis hin zur Auswahl und Präsentation. Wer diesen Prozess ernsthaft durchläuft, die Aufgabe so gut und so leidenschaftlich wie möglich umsetzt und das für ihn bestmögliche Ergebnis realisiert – der ist ein ganzes Stück weitergekommen in dem Prozess, ein großartiger Fotograf zu werden – er ist ein Stück über sich selbst hinausgewachsen.

Doch ehe der Leser tiefer in das Projekt-Fotografieren einsteigen kann, durchläuft er in der Lektüre noch ein paar kurze, präzise und beinhart pointierte Kapitel. Martina Mettner analysiert einige wesentliche und doch immer wieder überraschende Aspekte der heutigen Fotografie und der Situation, in der sich ein heute Fotografierender befindet.
So erfährt er zum Beispiel „Warum Fototechnik keine große Rolle mehr spielt“, bekommt möglicherweise einen Spiegel vorgehalten bei der Lektüre des Kapitels „Warum jeder daran denkt, mit Fotos Geld zu verdienen“ und erfährt viel Wissenswertes zu der Frage „Wie das Internet die Fotografie verändert“ und was die Fotografie des 21. von der des 20. Jahrhunderts unterscheidet.
Die hier geäußerten Gedanken und Thesen haben dabei für viele Fotografierende geradezu verstörendes Potential. Allein die nonchalante Bemerkung zur geringen Bedeutung der Fototechnik erschüttert das Weltbild so manches Fotografierenden, der sich vielleicht verzweifelte Gedanken über die Schärfeabbildung seiner Objektive macht oder schon seit Monaten über einen Wechsel von Canon nach Nikon oder umgekehrt nachgrübelt. Martina Mettners mitunter scharfzüngige und ironische Art weckt denn auch viel Widerspruch und Ablehnung. Liest man sich die Leserkommentare zu ihrem Buch bei Amazon durch, kann man kaum glauben, dass die Leute hier offenbar über ein und dasselbe Werk schreiben, so sehr oszillieren die Beiträge zwischen Lob und Dank einerseits und krasser Ablehnung bis hin zu massiver Verärgerung andererseits. Allein dieser Beiträge wegen kann man sagen: mit ihrem Buch hat Martina Mettner offenbar mitten ins Herz getroffen, legt Finger in Wunden und zeigt aber auch Wege „in eine Fotopraxis mit Zukunft“ auf, wie es im Untertitel ihrer Arbeit heißt.
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Statt den Berufsfotografen zu imitieren, statt einfach nur „schöne“, „pittoreske“ oder „exotische“ Fotografien wahllos aneinanderzureihen schlägt Mettner über verschiedene mögliche Vor-Stufen letztlich etwas viel Herausfordernderes und Umfangreicheres vor: das „große Fotoprojekt“. Darunter versteht die Autorin eine „große thematische Serie“, die sich über einen vielleicht sogar jahrelangen Entstehungsprozess entwickelt. Und „damit die Motivation über einen längeren Zeitraum bleibt, muss es ein Thema sein, dass dem Fotografierenden wirklich etwas bedeutet.“
Damit das ganze nicht theoretisch bleibt geht die Autorin sozusagen mit eigenem Beispiel voran und beschreibt wie sie ihr eigenes Fotoprojekt „Übergangszeit“ (die portraitierende Begleitung von Suchtkranken in einer Suchtklinik) durchführt hat, auf welche Schwierigkeiten sie stieß, wie sich das Projekt entwickelt und zu welchen Ergebnissen es geführt hat. Womit einerseits die entstandenen Bilder gemeint sind, andererseits aber auch die Prozesse, die die Durchführung im Bewusstsein der fotografierenden Autorin hinterlassen hat.
Die abschließenden Kapitel befassen sich mit Hinweisen und Tipps, wie der Leser sich auf einen ähnlichen Weg begeben kann, was ihm dabei hilft, welche Möglichkeiten er hat und wie er vermeintlichen Einwänden begegnen könnte. Damit endet das Buch in einer Aufforderung: „Sie haben ein Leben, eine Vergangenheit, eine Familie, Interessen, Neigungen und Neurosen. Es ist also genug da, aus dem Sie schöpfen können. Fangen Sie jetzt an. Es geht ganz leicht“.

David DuChemin: Biete Visionen. Leben und arbeiten als Profifotograf. Rezension.

Buchempfehlung: „Biete Visionen“ von David DuChemin

Um es in einem Satz zu sagen: ein hervorragendes Buch. Und ein wichtiges Buch.

David DuChemin: Biete Visionen. Leben und arbeiten als Profifotograf. Rezension.

David DuChemin: Biete Visionen. Leben und arbeiten als Profifotograf. Rezension.

Im deutschsprachigen Raum gibt es bisher nicht viel Literatur, die einem ernsthaft für die Fotografie lebenden und an der Fotografie arbeitenden Menschen viel gibt. Natürlich, die Bücher à la „Digitalfotografie, vom Anfänger bis zum Profi“, füllen reichlich die Buchregale. Doch diese Ratgeberkultur hilft vielleicht über die allerersten Anfangsschwierigkeiten hinweg, ist jedoch keine ernsthafte Hilfe, wenn der hoffnungsvolle Jungfotograf erst einmal die Zusammenhänge zwischen Zeit, Blende und Empfindlichkeit begriffen und die wichtigsten fotografischen Ausdrucksmittel erkundet hat.

Schon gar nicht, wenn er womöglich ernsthaft darüber nachdenkt, die Fotografie zu seinem Beruf zu machen oder zumindest in Teilbereichen ein Marktteilnehmer werden möchte. Hier gehört David DuChemins Buch zu den rühmlichen Ausnahmen. Dabei widmet sich der Autor weniger der Fotografie selbst (auch wenn die Leidenschaft zu ihr fast aus jeder Zeile spricht), sondern vor allem den hard facts: Selbstdarstellung, Selbstvermarktung, Marktgegebenheiten, Branding, Marketing, Eigenwerbung, Geschäft und Finanzen – das sind die Themen des Autoren. Ein Interview mit dem Kollegen Joe McNally rundet das 250-Seiten-Werk ab.

DuChemin ist Kanadier, und natürlich schildert er die Dinge aus seiner Sicht. Und er schildert sie aus seiner ureigenen Biographie heraus. Begonnen hat DuChemin als Theologiestudent. Dann war er über 10 Jahre Comedian, ehe er sich nach einer fulminanten Insolvenz der professionellen Fotografie zuwandte, und dies ausgerechnet in einem wenig lukrativ erscheinenden Markt. DuChemin fotografiert weltweit für Hilfsorganisationen, soziale Projekte und andere Unternehmungen in diesem Bereich. Er verbindet dabei seine persönliche Lebenserfahrung, seine humanistische Weltsicht und die Fotografie zu einer ganz besonderen und zu einer erfolgreichen Einheit; die selbstredend nicht zur Nachahmung empfohlen wird, aus der DuChemin aber viele Erkenntnisse und Erfahrungen extrahiert, die jedem professionellen Fotografen (oder solchen, die es werden wollen) weiterhelfen wird. Voraussetzung ist, sich ernsthaft mit diesem Buch auseinanderzusetzen und mehr als nur einen dieser Hinweise und Erfahrungen auch umzusetzen.

„Leben und arbeiten als Profifotograf“ heißt der Untertitel dieses Werkes, und dieser betont sehr schön, dass man als Berufsfotograf nicht nur ein erfolgreicher Unternehmer sein oder werden sollte, sondern dass es mindestens genauso wichtig ist, Position zu beziehen, Schwerpunkte zu setzen, sich inhaltlich mit den fotografischen Sujets und Themenfeldern zu befassen und genau in die Richtung zu gehen, in der am meisten Leidenschaft und Engagement zu finden ist. Dann kann – wie bei Chemin auch – eine Marktpositionierung erreicht werden, in der der Fotograf nicht nur froh an der Arbeit ist, sondern auch am Monatsende noch genug Geld auf dem Konto hat.

Das Buch kann ich rundum empfehlen: es ist gut geschrieben, es ist voller authentischer Lebenserfahrung und gibt auch dem Leser eine Vision von dem, was er in nicht allzu ferner Zukunft erreichen kann – wenn er sich richtig reinhängt.

Vorschau: Für den deutschen Markt

Aus gegebenem Anlass möchte ich schon heute auf ein Buch hinweisen, das voraussichtlich im Frühherbst erscheinen wird: es ist das neue Werk von Dr. Martina Mettner, die sich den gleichen Themenfeldern widmet und dies aus der Sicht einer in Deutschland lebenden Expertin und Marktkennerin tut. Ich werde berichten!

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Shooting Severinsbrücke

IHK-Projekt „Abenteuer Ausbildung“: Das erste Shooting

Endlich – das erste Shooting für unser aktuelles Ausstellungsprojekt hat begonnen. Die Kollegin Silvia Steinbach hat eine phantastische Location ausgemacht und die Erlaubnis erhalten, hoch oben auf dem Pylon der Kölner Severinsbrücke zu fotografieren. Wie bei allen Themen innerhalb dieses Projektes geht es um Berufsbilder und Ausbildungswege. Heute ist es der Beruf des Gerüstbauers.

Zugegeben: Die Kölner Severinsbrücke ist nicht die Golden Gate Bridge, aber ganz schön hoch ist sie trotzdem: Immerhin 77,2 Meter ragt sie über das Brückenfundament hinaus. Glücklicherweise gibt es bei der aktuellen Einrüstung einen Aufzug, so dass wir nur wenige „Stockwerke“ wirklich klettern mussten. Die ersten Meter ging es über Leitern, bis wir die für die Bauarbeiten eingezogene Arbeitsplattform erreichen. Dann der Aufzug, der sich als offener „Transportkarren“ erwies. Die Brücke ist übrigens derzeit auf einer Seite komplett eingerüstet, weil die Stahlseile und der Pylon selbst saniert werden müssen – das geschieht nur etwa alle 25 Jahre! Mit unserem Projekt hatten wir also einen sehr guten Zeitpunkt erwischt.

Tolle Aussichten schon beim Hochfahren

Tolle Aussichten schon beim Hochfahren

Oben angekommen, gab es erst einmal einen phantastischen Ausblick zu genießen:

Shooting Severinsbrücke

Shooting Severinsbrücke

Wir hatten einen trüben Tag erwischt, aber der heutige Donnerstag (Beginn: 6.30 Uhr!) war die einzige Möglichkeit. Natürlich waren wir gut vorbereitet. Am Abend zuvor hatte ich zwei komplette tragbare Blitzanlagen zusammengesteckt: zwei Lumedyne-Generatoren mit kleinen aber leistungsstarken 400 Ws-Blitzköpfen. Wir wollten auch hoch oben auf der Brücke möglichst attraktives Licht setzen können, so dass wir uns zu diesem Aufwand entschieden haben. Beide Generatoren/Blitzkopf-Kombinationen waren mit Funkempfängern ausgestattet, und zwar auch gleich zwei. Da unsere Microsyncs im Zusammenspiel mit den Lumedynes zu gelegentlichen Unzuverlässigkeiten neigen, habe ich die Systeme redundant ausgelegt. Was sich auch als nötig erwiesen hat: Vor Ort hatte prompt der noch am Vorabend perfekt funktionierende Empfänger offenbar keine Lust mehr, so dass ich dann in Ruhe auf den „2. Schaltkreis“ ausweichen konnte.

Silvia Steinbach in Aktion

Silvia Steinbach in Aktion

Das eigentliche Shooting verlief völlig problemlos. Unser Modell, ein Lehrling, der gerade wenige Tage zuvor seine Ausbildung begonnen hat, hatte Spaß an dem ungewohnten Job und ist ohne Ermüdungserscheinungen den Anweisungen der Fotografin gefolgt. Auch wenn das heißt, eine Querstrebe eben nicht nur einmal zu befestigen, sondern gleich 10- oder vielleicht auch mal 20mal – eben bis Ausdruck und Licht perfekt stimmt. Hier unser Modell in einer Arbeitspause:

Abenteuer Ausbildung: Gerüstbau

Abenteuer Ausbildung: Gerüstbau

Das finale Bild, das unser Ausstellungsfoto einmal werden wird, können wir an dieser Stelle leider noch nicht zeigen: das steht zum heutigen Zeitpunkt auch noch gar nicht fest. Die Präsentation bleibt der Ausstellungseröffnung vorbehalten, die voraussichtlich im Frühjahr 2011 stattfinden wird. Ich werde rechtzeitig darauf hinweisen!

Christian Ahrens

An Bord eines Containerschiffes. Foto: Christian Ahrens

Abenteuer Ausbildung 2010/11

Ahrens+Steinbach Projekte freuen sich, auch 2010 ein umfangreiches bildbasiertes Projekt im Auftrag der IHK Köln umsetzen zu dürfen. In den kommenden 5 Monaten werden in enger Kooperation mit namhaften Unternehmen der Regionen rund 40 Ausstellungsmotive umgesetzt werden, die junge Leute im Rahmen ihrer Ausbildung zeigen. Die Botschaft: Erfolg, Anerkennung und Leidenschaft für den Beruf durch eine fundierte Ausbildung.

Azubi auf RWE Strommast. Foto: Silvia Steinbach

Azubi auf RWE Strommast. Foto: Silvia Steinbach

2009 haben wir als Fotografenteam dieses Projekt begonnen und im November 2009 eine große Ausstellung in der IHK Köln mit rund 40 großformatigen Bildern der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Reaktion von Presse, Fachleuten aus dem Ausbildungswesen und von jungen Leuten war rundum positiv.

An Bord eines Containerschiffes. Foto: Christian Ahrens

An Bord eines Containerschiffes. Foto: Christian Ahrens

Laden Sie unsere Projektdokumentation herunter! Projektdoku_AbenteuerAusbildung_2009